Der Küstenort Le Guilvinec im Süden des Finistère der Bretagne beherbergt den größten Fischereihafen für Langoustinen (Kaisergranat) und frischen, also nicht auf See eingefrorenen Fisch in Frankreich.
Täglich finden bis zu 3 Auktionen statt, um die fangfrischen Meerestiere so rasch wie möglich an die Wiederverkäufer zu bringen.
Die Kommune hat rund um das Versteigerungsgelände eine „Cité de la Pêche“ errichtet, um interessierten Besuchern das Thema Fisch- und Krustentiere-Fang anschaulich nahe zu bringen.
Die Versteigerungshalle wurde 1959 erbaut. Sie wird von der Industrie- und Handelskammer geführt und beschäftigt 60 Personen. Sie hat eine Grundfläche von ca. 6200 m².
Von Montag bis Freitag finden täglich bis zu 3 Auktionen statt:
- 6.30 Uhr: gekühlter, frischer Fisch von der Hochseeflotte
- 16.30 Uhr: kleinere Fänge, die drei Tage von der Küste entfernt gefangen wurden
- 17.00 Uhr: frischer Fisch vom Tag (direkt vor der Küste gefangen)
Um den europäischen Normen zu entsprechen, wurde die Versteigerungshalle Anfang der 1990er Jahre vergrößert und umgebaut. Die Temperatur im 700qm großen Kühlraum, der nach jeder Auktion einer Grundreinigung unterzogen wird, liegt zwischen 0°C und 3°C. Alle Kisten, Container und Sortiermaschinen sind aus Plastik oder rostfreiem Stahl. Dadurch können die Hygienevorschriften erfüllt werden.
Der erste Teil der Versteigerungshalle ist die Abladefläche der Hochsee-Schiffe, die zwischen 15 und 25 Tonnen Fisch aus ihren Laderäumen löschen. 5 bis 6 Stunden sind notwendig, um die Schiffsräume zu leeren und nochmals 5 bis 6 Stunden, um den Fisch zu sortieren und vorzubereiten. Der Fisch wird nach Größe, nach Arten und nach Qualität sortiert.
Ein Arbeiterteam kommt am Abend gegen 21:00 Uhr, um den Fisch zu sortieren. Sie müssen um 6:30 Uhr morgens fertig sein, denn da beginnt der erste Verkauf des Tages.
Die Wiegestation
Jede Kiste, die im Hafen ankommt, wird gewogen und registriert. Jede Ladung wird mit einem Wiegeetikett versehen, das folgende Informationen enthält:
– die Nummer der Charge
– der Name des Schiffes
– die Bestimmung der Art
– das Gewicht der Charge (ein Posten kann aus 1 bis 5 Kisten bestehen)
Die Versteigerung
Die Versteigerung wird vom „Verkaufsleiter“ geleitet. Seine Verantwortung besteht darin, den Startverkaufspreis pro Kilo festzusetzen. Den errechnet er mithilfe des
Vorabendverkaufspreises, dem Angebotspreis und mit den Marktpreisen von Rungis oder Lorient.
Gegenüber dem Verkaufsleiter befinden sich die Käufer. Mehr als 80 Einkäufer sind in der Versteigerungshalle von Guilvinec angemeldet. Öffentlicher Verkauf ist nicht erlaubt.
Die Käufer sind meist Großhändler (Vermittler zwischen den Fischern und den Restaurants, Fischhändlern und Supermärkten). Sie sind leicht an ihren Telefonen und Funkgeräten zu erkennen. Dank ihrer elektronischen Ausstattung können sie an der Versteigerung teilnehmen.
1) Nummer der Charge
2) Name des Schiffes
3) Der Preis/Kilo (der Preis steigt oder fällt gemäß dem Gebot)
4) Der Endpreis (auf diesem Foto noch nicht festgelegt)
5) Der Rücknahmepreis
6) Name des Käufers, an den der Posten verkauft ist
7) Gewicht der Charge
8) Fischart
9) Größe des Fisches
10) Zustand des Fisches (ganz/ausgenommen)
1I) Qualität (E = lebend / A= gut)
12) Die 2 zuvor verkauften Posten: Nummer der Charge, Art, Startpreis, Endpreis,
Name des Käufers (in diesem Fall = unverkauft)
13) Die 2 folgenden Posten
Beispiel für den Ablauf einer Versteigerung
Direkt nach der Verkaufseröffnung fällt der Preis um einige Cents, bis einer der
potentiellen Käufer den Knopf seiner Fernbedienung drückt. Wenn mehrere
Einkäufer gleichzeitig auf den Knopf drücken steigen die Preise wieder. Der
Bildschirm zeigt den Preisanstieg, bis nur noch ein einziger Einkäufer übrig bleibt. Dieser bekommt dann den Zuschlag. Die Einkäufer beenden ihre Teilnahme am Verkauf, indem sie auf einen anderen Knopf drücken.
Danach erklärt der Verkaufsleiter den Verkauf für gültig: der Name des Käufers
erscheint auf dem Bildschirm, sein Verkaufsticket wird ausgedruckt und die nächste Ladung zum Verkauf erscheint auf dem Bildschirm.
Der Preis kann nicht bis auf 0 Euro fallen: Es gibt einen minimalen Verkaufspreis für jede Sorte, der einmal im Jahr in Brüssel festgelegt wird. Das ist der Rücknahmepreis, der angewendet wird, wenn niemand die Verkaufscharge kauft.
Die Versteigerung wird beendet, wenn der Mindestpreis erreicht worden ist. Aber solange die 3 roten Lichter noch aufleuchten, kann die Ladung zum Mindestpreis erworben werden.
Bleibt eine Ladung unverkauft, übernehmen Organisationen der fischverarbeitenden Industrie die Ware zum Mindestwert und erwerben den Fisch.
Der unverkaufte Fisch wird dann für die Herstellung von Tiermehl benutzt. Die edelsten Sorten werden tiefgekühlt. Ein Teil kann auch karitativen Einrichtungen übergeben werden. Häufig wird er aber auch vernichtet.
Zahlen und Daten
Le Guilvinec ist der tonnenmäßig größte Hafen in Frankreich für die Langoustine. Auch Das rosa Gold des Pays Bigouden genannt, lebt die Langoustine in einem Bau, den sie nur morgens und abends verlässt, um sich zu ernähren. Es gibt drei verschiedene Größen:
- die Kleinen messen zwischen 9 und 12,5cm,
- die Großen zwischen 12,5 und 15 cm und
- ab 15cm spricht man von der Königslangoustine. Die größte je in Le Guilvinec gefangene Langoustine maß 52 cm.
Gemessen wird die Länge vom Kopf- bis zum Schwanzende, die Länge der Scheren werden nicht mit gemessen.
Ausblick
Auch der Langoustinenfang ist mittlerweile streng reguliert, um Überfischung zu vermeiden. Ökologisch stellen allerdings die verwendeten Schleppnetze, auch wenn sie auf großen Rollen über den Meeresboden gezogen werden, ein Problem dar. Es wird also auch nach anderen, schonenderen Fangmethoden geforscht.